Der Ort

Im Jahre 1885 wurde im Wald am Fuchsberg, zwischen Reichelsdorf und Katzwang, von der Brauerei  Schalkhauser ein Bierkeller, genannt Reichelsdorfer Keller, angelegt. Im Lauf der Jahre bildete sich dort eine kleine Ansiedlung. 1928 wurde neben der Straße ein weiterer Platz für ein Haus gerodet.

Die Geschichte vom
Hüfner Park-Cafe-Rennbahn
Die Geschichte eines Hauses ist immer auch die Geschichte der Menschen die darin leben und arbeiten.

Im Jahr 1938

Erwarb Herbert Hüfner das Haus mit Grundstück. Mit diesem Objekt wollte er seine eigenen gastronomischen Vorstellungen verwirklichen, was ihm als Pächter anderer Lokalitäten wie Weinstube Wunder und Essigbrätlein in Nürnberg, sowie dem Freibad-Cafe in Schnaittach, bisher nicht möglich gewesen war. Das Haus, welches sich durch seinen markanten Baustil von der Umgebung abhebt, hatte eine gemütliche Weinstube mit 30 Sitzplätzen, einen Gastraum mit 60 Sitzplätzen, die sich um eine Tanzfläche gruppierten, und einen kleinen Anbau.

In kurzer Zeit wurde das Lokal unter Hüfner zu einem Anziehungspunkt. Wegen der vielen Birken im Garten wäre die Wahl für den Namen beinahe auf Cafe Birkenhain gefallen, aber man entschied sich für Park Cafe Rennbahn und das war gut so, denn die Birken mussten im Lauf der Zeit bis auf wenige Bäume weichen, aber das Areal von 11.000 qm wurde durch geschickte und wertvolle Anpflanzungen ein gepflegtes, parkähnliches Gelände. Der Namensteil Rennbahn leitet sich von der, dem Grundstück gegenüberliegenden 1904 gebauten Radrennbahn ab. Die Rennen zogen damals bis zu 15.000 begeisterte Zuschauer an. Viele kehrten anschließend bei Hüfner zur Brotzeit oder zu Kaffee und Kuchen ein.

Die Jahre 1939 – Kriegsende

Die Zeiten änderten sich, als im September 1939 der Krieg ausbrach. Auch Herbert Hüfner wurde eingezogen und seine Frau musste allein zurecht kommen. Hilfe bekam sie von ihrer Schwester Emmy, die dem Betrieb bereits angehörte und diesen für weitere 45 Jahre tatkräftig unterstützte. Das Lokal wurde beschlagnahmt und im Gastraum 50 Nähmaschinen  installiert. Im Anbau war ein Kindergarten untergebracht. Hier wurden die Kinder der Näherinnen betreut. Das schöne Eichenparkett der Tanzfläche wurde während der Kriegsjahre verheizt. Unmittelbar nach dem Krieg war im Anbau kurzfristig eine Synagoge untergebracht, dies begründete die Freundschaft mit einer jüdischen Familie über Generation und Erdteile hinweg. Die amerikanische Bestatzungsmacht hatte in der Nähe ein Feldlazarett installiert. Die Soldaten requirierten das Lokal und feierten dort üppige Feste. Die Augen der Kinder wurden rund, als sie die ungewöhnlichen bunten Kuchen sahen, die aufgetragen wurden. Die Amerikaner schenkten ihnen die ersten Büchsen mit gerösteten Erdnüssen, Kaugummis, Drops und die erste Coca Cola. Die Familie durfte sich sonst nur das nehmen, was weggeworfen wurde. Z.B. die Kaffeebohnen, welche in einem Säckchen in heißes Wasser gehängt wurden, bis das Wasser die entsprechende Farbe von Kaffee angenommen hatte. Über diese Art des Kaffeekochens wunderte man sich sehr, war aber auch darüber erfreut, denn als das Säckchen weggeworfen war, konnten die Kaffeebohnen entnommen werden. Sie wurden dann getrocknet und gemahlen und dann konnte richtiger Kaffee gekocht werden. Zu dieser Zeit war der Gastbetrieb noch nicht erlaubt.

Die Jahre 1945-1950

Als Herbert Hüfner nach Kriegsende zurück kam, wurde der Betrieb wieder aufgenommen. Dem Wirt ging es wie vielen in dieser Zeit, er musste improvisieren, ja geradezu zaubern, um das Lokal wieder zum Laufen zu bringen. Die Lebensmittel mussten mühsam mit dem Rad und Anhänger teilweise von weit hergeholt werden. Aber die Menschen waren in einer Aufbruchsstimmung, die ihnen dabei half, an solchen Problemen nicht zu scheitern. Man wusste sich zu helfen. So wurde als Bierersatz ein Getränk Namens Laktrone ausgeschenkt. Es bestand aus einer Mischung von Molke, Kräutern und etwas Getreidezugabe und wurde, aus Mangel an Gerstensaft, sogar gerne getrunken. 1948 kam dann die Währungsreform, und auf einmal war alles zu haben. Im Park Cafe Rennbahn spielte Gita Gerner mit ihren Musikern auf, sie blieb 10 Jahre. Ihr folgte Charly Schiele mit seinen Solisten für weitere 10 Jahre. Hüfner hatte aber größere Pläne für die Zukunft. Er war besonders beeindruckt von den bekannten Varieté-Häusern wie Wintergarten in Berlin und Haus Vaterland in Hamburg. So etwas wollte er seinen Gästen auch bieten. Die ersten Künstler kamen aus Nürnberg und Umgebung.  Die Stadt lag in Schutt und Asche. Die Menschen sehnten sich nach ein paar unbeschwerten Stunden. So sprach sich die neue Attraktion schnell herum.

Die weiteren Jahre

Hüfner vergrößerte im Lauf der Zeit etappenweise das Lokal, bis schließlich bis zu 350 Personen darin Platz hatten. In späteren Jahren wurde eine Schiebebühne installiert, welche bei Bedarf über die Tanzfläche geschoben werden konnte. So hatte das Publikum von überall im Saal gute Sicht auf die darbietenden Künstler. Diese wurden im monatlichen Wechsel engagiert. Ein Conférencier verband die einzelnen Nummern zu einem Gesamtprogramm, welches die Gäste für 2 Stunden bestens unterhielt. Aber auch die Gastronomie hielt Hüfner auf hohem Niveau. Die Tische waren mit edlem Damast eingedeckt. Auf Geschirr und Silberbesteck war der Name Park Cafe Rennbahn angebracht. Das Bedienungspersonal war klassisch eingekleidet. Es wurde auch großer Wert auf eine hervorragende Küche und auf ein reichhaltiges Torten- und Kuchenangebot aus eigener Konditorei gelegt. Die familiäre Atmosphäre des Lokals und die sympathische, persönliche Art mit der sich Hüfner um seine Gäste bemühte, gab der Lokalität seine besondere Note. So kamen die Gäste gerne und aus vielen wurden Stammgäste über Jahre hinweg. Viele lernten sich beim Tanzen kennen, feierten im Lokal ihre Hochzeit und brachten dann ihre Kinder zum Kinderfasching mit. Da für die Darbietungen des monatlichen Programms kein Eintritt verlangt wurde, konnten sich auch größere Familien daran erfreuen. Es gab im Jahreskreis verschiedene Höhepunkte, wie z.B. die beliebten Faschingsbälle, den Sommernachtball, den Rosenball, sowie im Herbst die Fisch- und Gansessen, die festlichen Weihnachtsfeiertage und als krönender Abschluss, den Silvesterball mit mitternächtlichem Feuerwerk und Tanz ins neue Jahr. Zu allen Ereignissen wurden die Räume dem Thema entsprechend geschmückt. Im Sommer fand, sofern es das Wetter zuließ, der Gastbetrieb im Freien statt. Auf der erhöhten Tanzfläche wurde zwischen den Darbietungen getanzt oder auch exklusive Modeschauen gezeigt. Das Park Cafe Rennbahn war zu einem Anziehungspunkt geworden, dessen Bekanntheitsgrad weit über die Grenzen von Nürnberg und Umgebung hinaus ging.

 

Dann kam das Wirtschaftswunder, man wurde mobil. Für die Besucher, die nun immer häufiger mit den Autos ankamen, wurde ein großer Parkplatz angelegt. Darin und das machte einen besonders eleganten Eindruck, ein bepflanztes Oval mit einem Springbrunnen. Der Gastgarten wurde ebenfalls vergrößert und verschönert.

Der gute Ruf des Hauses war bald auch über die Grenzen Deutschlands bekannt und zog viele berühmte Künstler an. So gastierte Maria Helwig für einen Monat im Park Cafe Rennbahn und gab hier auch die Generalprobe für ihre erste Amerikatournee. Herbert Hisel begann dort seine Karriere. Egon Helmhagen und Rudi Büttner moderierten und begeisterten das Publikum. Das Park Cafe Rennbahn war für viele Artisten Station vor Las Vegas. Es gastierten u.a.:

Fred Bertelmann, Jimmy Makulis, Max Greger, Barnabas von Geczy, Bruce Low, Lale Andersen, Bully Bullan, Bally Prell, Jürgen von Manger, Jacob Sisters, Trude Herr, der Zauberer Kalang, Roberto Blanco, Wencke Myhre, Gitte, Manuela, Conny Wagner Sextett, die Saragossa Band, Trio San Jose, Gerhard Wendtland, Peter Beil, Ronny Hof, und der, inzwischen von der Kultsendung“Fastnacht in Franken“ bekannte,  Bernd Händl

Als besondere Gäste konnte Hüfner unter anderen begrüßen: Elke Sommer, Rolf Kauka den Erfinder von Fix und Foxi, den Schauspieler Hans Söhnker, Gotthilf Fischer und Sepp Maier. Der Großindustrielle Max Grundig war ständiger Gast und hatte einen Ehren-Stammplatz.

Herbert und Berta Hüfner dachten an die Nachfolge. In Frage kamen die Söhne. Die Tochter Marlene arbeitete ebenfalls im Betrieb, der Sohn Reinhold erfüllte sich mit seiner Frau Erna den Traum vom Auswandern nach Kanada. Auch der Sohn Herbert hatteeigentlich andere Pläne. Als gelernter Konditor und mit Erfahrungen in großen Häusern in der Schweiz und Schweden, wollte er mit seiner Frau Franziska, genannt Sissi, ein eigenes Tagescafe eröffnen. Sie stimmten aber dem Wunsch der Eltern zu, im Hause mitzuarbeiten um sich auf die Übernahme vorzubereiten. Mit der jungen Frau bekam endlich auch das Familienleben seinen Stellwert, was den Söhnen Bernd und Thomas zugute kam. Herbert Hüfner jun. Setzte sich für die Engagements der Künstler ein. So konnte er den holländischen Entertainer Lou von Burg verpflichten. Ebenso, und das war eine Sensation, den Star vieler Filme und Fersehshows: Vico Torriani, der damals die TV Sendung des ZDF Der goldene Schuss von Lou van Burg übernommen hatte. Hüfner konnte ihn glücklicherweise vorher unter Vertrag nehmen. Die drei Tage an denen Torriani auftrat war das Lokal brechend voll. Alle wollten den neuen Showmaster live im Park Cafe Rennbahn sehen. Dann gelang es Hüfner einen weiteren von Film und Fernsehen bekannten Star zu engagieren: Heinz Erhardt. Er verzauberte mit seinem Charme die Menschen vor und hinter der Bühne und übernahm sogar einmal den Telefondienst, um Gäste die noch kommen wollten mit einem Augenzwinkern selbst davon zu informieren, dass das Lokal wegen Heinz Erhardt ausverkauft war.

 

Doch die großen Erfolge dieser Auftritte konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich das Fernsehen immer mehr bemerkbar machte. Die Menschen konnten nun Artisten und Künstler bequem zuhause auf der Mattscheibe sehen. An den Abenden an denen „Straßenfeger“ wie z.B. die Edgar-Wallace-Filme liefen, blieben viele Gäste dem Lokal fern.
1974 musste das Park Cafe Rennbahn vom Chef des Hauses Herbert Hüfner sen. für immer Abschied nehmen. Der Sohn Herbert Hüfner jun. übernahm nun mit seiner Frau die Verantwortung für den Betrieb. Mit dem Entertainer Harald  Juhnke konnte er einen der ganz großen Stars von Film und Fernsehen mit großem Erfolg für eine Gala verpflichten. Das Ende der Zeit des Varietés zeichnete sich jedoch ab. Die ARD brachte einen Bericht, in der Kultursendung Titel, Thesen, Temperamente, über das Park Cafe Rennbahn und stellte es als eines der letzten Häuser Deutschlands in dem noch Familienvarieté geboten wurde vor.  Dann fiel der Vorhang für die Künstler. Hüfner beugte sich den Anforderungen   der Zeit und sagt dazu: Wenn man erlebt hat wie es ist, wenn der Funke zwischen Künstler und Publikum überspringt und die Menschen im Saal gemeinsam lachen, oder berührt sind, wie wir es so oft erleben durften, dann kann man das Ende dieser Ära nur bedauern. Die Gäste tanzten nun nach den Klängen von beliebten Oldies und neuester Hits, die Herbert Hüfner als DJ auflegte. Es wurden Events wie z.B. Lady’s Night etc. gegeben.

 

Am 1. Oktober 1984 wurde das Hüfner Park Cafe Rennbahn Verkauft und eine neue Seite in seiner Geschichte aufgeschlagen.

Herbert und Sissi Hüfner:
Der Erfog des Hüfner Park Cafe Rennbahn war nur möglich……

Durch den unermüdlichen Einsatz aller Familienangehörigen die für den Betrieb tätig waren mit unseren Angestellten, die teilweise über Jahrzehnte im Park Cafe Rennbahn beschäftigt waren, durch liebe Stammgäste, die uns viele Jahre treu geblieben sind.

UNSER DANK GILT ALLEN.

 

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